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Infoblatt Physiogeographie des Ruhrgebietes


Relief, Gewässersystem, Boden, Klima, Vegetation im Überblick



Witten - Kemnader See (Kommunalverband Ruhrgebiet)

Das Ruhrgebiet nimmt eine Fläche von 4.434 km² ein. Es wird begrenzt durch die Ruhr im Süden, die Lippe im Norden, die Städte Kamp-Lintfort sowie Duisburg (Rheinhausen) im Westen und Hamm, Unna sowie Hagen im Osten. Das Ruhrgebiet hat ein abwechslungsreiches Relief und zeigt besondere Merkmale hinsichtlich Gewässersystem und Klima.


Relief

Das Ruhrgebiet ist eine Übergangslandschaft zwischen den Geesten (= sandiger unfruchtbarer Boden, höher als das Marschland) im Norden und dem Rand des Rheinischen Schiefergebirges im Süden. Der tiefste Punkt ist die Lippe-Niederung südlich von Wesel. Von hier aus erfolgt in östliche und südliche Richtung ein nahezu stufenartiger Geländeanstieg. Im ganzen Ruhrgebiet findet man die tektonischen Schichten des Karbons, die vor 350 - 270 Mio. Jahren im Paläozoikum entstanden. Die Karbonschicht zeichnet sich durch Steinkohlevorkommen aus. Die kohleführenden Schichten haben eine Mächtigkeit von rund 3.200 m und gliedern sich in 6 Flözgruppen auf, z. B. Fettkohle, Gaskohle und Flammkohle. Die Karbonschicht tritt nur am Südrand des Ruhrgebietes auf einer Fläche von 500 m² zutage. Sonst ist sie von einer 1.000 m mächtigen sandigen Deckschicht überlagert. In diese Deckschicht haben sich die Gewässersysteme von Ruhr und Lippe eingeschnitten. Es kam zur Terrassenbildung entlang der Flussläufe und zur Ausbildung einer flachwelligen, kuppigen Oberfläche mit Rücken, Sätteln und Mulden. Heute ist die spezifische Oberflächenstruktur des Ruhrgebietes nur noch außerhalb der Siedlungsballungen erkennbar.


Gewässersystem

Das Ruhrgebiet durchfließen von Ost nach West drei Flüsse, welche alle in den Rhein münden: die Lippe, die Ruhr und die Emscher. Die Lippe ist 255 km lang und entspringt im Teutoburger Wald. Die Ruhr mit 213 km Länge hat ihre Quelle im Rothaargebirge. Beide Flüsse haben zahlreiche Zuflüsse, die bei der Reliefmodellierung des Ruhrgebietes eine große Rolle spielten. Heute sind die Zuflüsse verrohrt und in ein künstliches Abflussnetz einbezogen. Die Emscher, mit 98 km Länge der kürzeste Fluss, entspringt südlich von Dortmund. Sie ist in ihrem Unterlauf vollständig in das große Kanalsystem des Ruhrgebietes integriert und bildet den "Emscher-Kanal". Lippe und Ruhr sind nicht an das Kanalsystem angeschlossen. Aber auch sie sind zum Teil begradigt, uferverbaut und mehrfach aufgestaut. Zur Sicherstellung der Wasserversorgung von Bergbau und Industrie wurden mehrere Talsperren und Dämme angelegt. Außerdem dienten die Flüsse als Transportwege. So wurden im 19. Jh. viele Zechen in Nähe der Flüsse errichtet. Später führten dann Kanäle direkt zur Lagerstätte. Unter der starken Umweltbelastung durch Bergbau, Industrie und Siedlungsballung leidet auch die Gewässergüte der Flüsse. Die Emscher ist mit organischen Stoffen übermäßig verschmutzt und die Ruhr schon kritisch belastet.
Maßnahmen zum Schutz der Gewässer, bei der Emscher insbesondere im Rahmen der Internationalen Bauaustellung Emscherpark, haben allerdings zur starken Verbesserung der Wasserqualität in den Flüssen geführt. Dazu gehören vor allem der Bau neuer Klärwerke und die Renaturierung der Flussläufe.


Klima

Im Ruhrgebiet fallen zwischen 700 und maximal 900 mm Niederschlag (N) pro Jahr. Zum Vergleich: Im nördlichen Münsterland ist die Niederschlagsmenge mit durchschnittlich 600 mm N/Jahr deutlich niedriger, im südlichen Bergischen Land mit über 1.000 mm N/Jahr bedeutend höher. Die Jahresdurchschnittstemperatur liegt bei 9 °C und fällt südlich der Ruhr auf 8 °C ab. Eine Besonderheit ist das lokal auftretende Stadtklima. Vor allem in den städtischen Ballungsgebieten beider Seits der Emscher ist eine Temperaturerhöhung auf eine Jahresdurchschnittstemperatur von 10 °C erkennbar. Verursacht wird dieses Phänomen durch die dichte Bebauung und damit verbundene Versiegelung der Flächen, eine reduzierte Verdunstung und durch das Fehlen von Wind.


Boden

Der Boden im Ruhrgebiet wird bestimmt durch Parabraunerde. Im Norden des Ruhrgebietes findet man zusätzlich noch Fahlerden und Braunerden, im Süden und Osten einige Lösslehmdecken und entlang des Rheins Aueböden. An Bodenschätzen spielt im Ruhrgebiet vor allem das enorme Kohlevorkommen eine Rolle. Die Gesamtvorräte an Steinkohle im Ruhrgebiet betragen heute noch ca. 20 Mio. Tonnen, das entspricht etwa 85 % aller Vorräte Deutschlands.


Vegetation

Die natürliche Vegetation ist im Ruhrgebiet kaum noch anzutreffen, da das Gebiet stark anthropogen überprägt ist. 37,6 % der Gesamtfläche des Ruhrgebiets sind Siedlungs- und Verkehrsflächen, 17,6 % Wald, 3,2 % Wasserflächen und 40,6 % landwirtschaftlich genutzte Flächen.


Quelle: Geographie Infothek
Autor: Sabine Seidel, Kristian Uhlenbrock
Verlag: Klett
Ort: Leipzig
Quellendatum: 2003/2007
Seite: www.klett.de
Bearbeitungsdatum: 14.06.2007